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Der nationale Qualifikationsrahmen (NQR) – Folgen für die Methoden der Personalauswahl

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Köck, Michael ; Sailer, Maximilian:
Der nationale Qualifikationsrahmen (NQR) – Folgen für die Methoden der Personalauswahl.
2009
Veranstaltung: Berufs- und Wirtschaftspädagogik - Sektionstagung, 24. Sept. 2009, Universität Gießen.
(Veranstaltungsbeitrag: Kongress/Konferenz/Symposium/Tagung, Vortrag)

Kurzfassung/Abstract

Zu den ursprünglichen Aufgaben der Europäischen Gemeinschaft gehört die Beschäftigungspolitik. Die Dynamik globaler wirtschaftlicher Entwicklungen ebenso wie der demographisch bedingte Mangel an Fachkräften in einzelnen Berufssparten sowie die Sicherstellung der Freizügigkeit für die Bürger der Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft sind Gründe dafür, dass im Rahmen der Beschäftigungspolitik der Europäischen Union die Bildungspolitik mehr und mehr Gewicht erhält (vgl. Bektchieva 2004, S. 67 f.). Eine gewisse Initialwirkung für die in diesem Zusammenhang vorrangig verfolgte Politik, nämlich durch Bildungsmobilität und Bildungstransparenz die Beschäftigungsdynamik zu fördern, hatte das 2000 in Lissabon vom Europäischen Rat definierte Ziel, die „Europäische Union zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsraum der Welt“ zu machen.

Eine notwendige Konsequenz der Aufwertung der Bildungspolitik als Teil einer „europäischen Beschäftigungspolitik“ (Linsenmann 2004, S. 92) ist es, dass den Bürgern der EU über den gesamten Verlauf einer Bildungsbiographie hinweg ein möglichst barrierefreier Zugang zu Bildungsinstitutionen ermöglicht werden soll (Stichwort lebenslanges Lernen).
Dies setzt voraus, dass Zugänge zu Bildungsinstitutionen während und nach einer Bildungsphase innerhalb der Europäischen Union nicht unnötig behindert werden und damit auch die in einem Land einmal erworbenen Bildungsabschlüsse europaweit vergleichbar werden.
2002 wurden mit der Kopenhagen-Erklärung auch für den Bereich der beruflichen Bildung Ziele konkretisiert, die u.a. die Entwicklung von Grundsätzen zur Validierung von informell und non-formal erworbenen Qualifikationen und Kompetenzen vorsehen.
In der Folge wurde das Europäische Credit System für die Berufsbildung (European Credit System for Vocational Education - ECVET) angegangen, das nach ähnlichen Prinzipien funktionieren soll wie ECTS und vor allem die Anrechnung, Anerkennung und Akkumulierung der Lernergebnisse von Personen auf ihrem Weg zum Erwerb einer Qualifikation erleichtern soll (Greubel 2009b, S. 11). Ebenfalls initiiert wurde ein gemeinsamer Qualifikationsrahmen (EQR), mit dem Transparenz, Übertragbarkeit und Vergleichbarkeit der einmal erworbenen Qualifikationen erreicht werden soll.
Der Qualifikationsrahmen, der in seiner gegenwärtigen Fassung vom Europäischen Parlament und vom Rat 2008 angenommen wurde und an den die nationalen Qualifikationsrahmen bis zum Jahr 2010 angekoppelt werden sollen, dient damit als „Übersetzungsinstrument“ zwischen den verschiedenen nationalen Bildungssystemen.

Erwartete Effekte des Qualifikationsrahmens
Aus individueller Sicht kann eine outcome-Orientierung eines ganzen Bildungssystems individuelle Bildungsverläufe planbarer machen, indem es klare Zielvorgaben für Bildungs- und Berufskarrieren definiert. Außerdem könnte es helfen, zeitaufwändige Doppelqualifikationen zu vermeiden und auch informell oder non-formal angeeignete Qualifikationen zur Geltung zu bringen, wenngleich das in einem gewissen Widerspruch zum Ziel des Rahmens steht, nur abgeschlossene Qualifikationen zuzuordnen.
Aus institutioneller Sicht werden Bildungsbiographien transparenter. Bildungsinstitutionen und Bildungsanbieter erhalten ein Instrument, um Personen in Bezug auf Qualifikationen besser einschätzen zu können.
Für das gesamte Bildungssystem könnte eine Ausrichtung auf Lernergebnisse und nicht mehr auf dokumentierte Zeiten, Inhalte oder gestufte Abschlüsse, ein Aufbrechen althergebrachter Strukturen und eine Liberalisierung bedeuten, wenn neben den staatlichen Bildungsinstitutionen auch private Anbieter die Erreichung einer bestimmten Kompetenzstufe anbieten.
Eine Abkehr von der exkludierenden Wirkung von Bildungsabschlüssen hin zur integrieren-den Wirkung von Qualifikationsniveaus könnte langfristig zu einem Abbau von Bildungsbarrieren führen.
Ob der Rahmen eine programmatisch-curriculare Wirkung auf den Bildungsbereich entfalten kann, ist derzeit noch nicht abzusehen, lässt sich jedoch erahnen, wenn man die Auswirkungen berücksichtigt, die das ECTS-System im Hochschulbereich entfaltet hat. Zu rechnen ist zumindest damit, dass Bildungsprogramme, Lernziele, Inhalte und Methoden so ges-taltet und formuliert werden, dass sie eine bestimmte Niveaukonformität erreichen und sich dadurch die in unterschiedlichen Bildungssystemen angestrebten Qualifikationen von ihrem Niveau her angleichen.

Für die Praxis der Personalauswahl stellt sich vor allem die Frage, welche inhaltlich-fachliche Dimension sich hinter einem Niveau verbirgt, wie also ein outputorientierter Qualifikationsnachweis von Personalverantwortlichen zu „lesen“ ist. Von Interesse ist aber auch die Frage, wie das Qualifikationsniveau festgestellt, bzw. gemessen wurde und welche Konstruktvalidität bzw. prognostische Validität das jeweilige attestierte Qualifikationsniveau im Hinblick auf die berufliche Leistungshöhe aufweist.

Weitere Angaben

Publikationsform:Veranstaltungsbeitrag (unveröffentlicht): Kongress/Konferenz/Symposium/Tagung, Vortrag
Institutionen der Universität:Philosophisch-Pädagogische Fakultät > Arbeitswissenschaften > Didaktik Arbeitslehre und Berufskunde
Titel an der KU entstanden:Ja
KU.edoc-ID:4022
Eingestellt am: 30. Apr 2010 11:37
Letzte Änderung: 30. Apr 2010 11:37
URL zu dieser Anzeige: https://edoc.ku.de/id/eprint/4022/
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