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Technik – eine Domäne für Männer

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Köck, Michael:
Technik – eine Domäne für Männer.
2009
Veranstaltung: Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE), 15. März 2010, Universität Mainz.
(Veranstaltungsbeitrag: Kongress/Konferenz/Symposium/Tagung, Vortrag)

Kurzfassung/Abstract

Seit Jahrhunderten scheint Technik ein überwiegend männlicher Aktivitätsraum zu sein. Wenngleich bei dieser Einschätzung allzu schnell der bedeutende Anteil von Frauen an der Herstellung von Textilien, Keramik, Kunst oder Möbel übersehen wird, sind die Aufgaben zumindest seit der Industriealisierung und der sich ausformenden Bürgergesellschaft ab dem 18. Jahrhundert relativ fest verteilt: Während Frauen der Technik überwiegend als Nutzer oder Anwender gegenüberstehen, dominieren Männer die vielfältigen Prozesse und Handlungen bei ihrer Entstehung. Trotz Zuwachsraten sind Frauen auch heute sowohl in technischen Studiengängen als auch in technisch orientierten Ausbil-dungsberufen unterrepräsentiert. Vor diesem Hintergrund lassen sich zwei Problemkreise skizzieren:
Ausgangspunkt für den ersten Problemkreis ist die wichtige Rolle, die Technik als Teil der materiellen und immateriellen Kultur spielt. Sie strukturiert und organisiert unsere Art zu Leben, erweitert und schränkt menschliche Dispositionen ein, ist Gefahr und Problem sowie Quelle zur Lösung der Probleme gleichermaßen. Durch die exkludierende Wirkung des technisch orientierten Bildungs- und Ar-beitsmarktes wird eine substanzielle Beteiligung von Frauen an gesellschaftlichen Technikbewer-tungs- und Gestaltungsprozessen verhindert.
Damit werden die Ressourcen, die Frauen bei der Gestaltung der Technik einzubringen in der Lage sind, nicht genutzt und es besteht die Gefahr, dass in einer auf Ausgleich der Positionen angewiesenen Demokratie ihre Interessen nur unzureichend berücksichtigt werden.
Ein zweiter Problemkreis lässt sich an individuellen und ökonomischen Aspekten festmachen: Individuell verhindert der Teil der männlich „inszenierten“ Arbeitswelt Karrierechancen. Dass dies nicht nur im Hinblick auf Chancengleichheit, sondern auch ökonomisch ein unhaltbarer Zustand ist, gilt seit langem als ausgemacht und wird vorrangig im Zuge des so genannten Fachkräftemangels diskutiert.
Beide Problemkreise sind Anlass, das Aufgabengebiet technischer Bildung in allgemeinbildenden wie beruflichen Bildungsreinrichtungen zu erweitern: Zusätzlich zur Umsetzung üblicher Ziele technischer Bildung, wie sie etwa vom Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) genannt werden (Technik verstehen, konstruieren, herstellen, nutzen, bewerten, kommunizieren), muss eine Auseinandersetzung mit den Ursachen der ungleich verteilten Partizipationsmöglichkeiten in technischen Arbeits- und Berufsfeldern erfolgen.
Diese Disparitäten werden heute als Folge einer ganzen Reihe von Faktoren gesehen. Eine nachhaltige Wirkung entfalten geschlechtertypische Sozialisationsprozesse sowie fehlende Rollenmodelle in Familie, Schule, Organisationen und Unternehmen. Die Entwicklung der Identität mit ihren Elementen wie Selbstkonzept, Selbstwertgefühl oder Kontrollüberzeugungen wird in erheblichem Maße davon beeinflusst, ob ein Individuum als „weiblich“ oder als „männlich“ klassifiziert wurde. Die bei Frauen auf diese Art gesellschaftlich geprägten geschlechtertypischen Normalitätsvorstellungen beeinflussen die Erfahrungen mit Technik und in der Folge das ausgeprägte Technikwissen und letztendlich auch das Interesse an Technik. Die bei der Berufswahlentscheidung in Betracht gezogenen konstitutiven Bedingungen des Arbeitsmarktes, die dazu führen, dass Frauen in technischen Berufen häufiger arbeitslos sind als ihre männlichen Kollegen und schlechtere Karrierechancen haben, tun ihr Übriges.
Dies zeigt, dass Technik als männliche Domäne nur dann aufgebrochen werden kann, wenn in ver-schiedenen individuellen Erlebnisbereichen und auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass Frauen in einer Welt der Technik Selbstgestaltungs-kompetenzen ausbilden können und ihre Lebensvorstellungen verwirklicht sehen. Das bedeutet, dass sie auf der Grundlage ausreichender Erfahrungen und Rollenbilder, in Abwägung der eigenen Möglichkeiten mit den für sie günstigen Arbeitsmarktchancen und Karriereoptionen ohne Einschränkung in einen technischen Beruf einmünden können, dort entsprechend ihrer Leistung bezahlt werden und - für den Fall familiär bedingter Pausen - Anschluss- bzw. Wiedereinstiegsoptionen wahrnehmen können.
Der Pädagogik erwächst hier generell die Aufgabe, solche Situationen des Erlebens und Lernens mit-zugestalten, die für eine persönliche Akzentuierung der Berufsbiographie von Frauen bedeutsam sind.

Weitere Angaben

Publikationsform:Veranstaltungsbeitrag (unveröffentlicht): Kongress/Konferenz/Symposium/Tagung, Vortrag
Institutionen der Universität:Philosophisch-Pädagogische Fakultät > Arbeitswissenschaften > Didaktik Arbeitslehre und Berufskunde
Titel an der KU entstanden:Ja
KU.edoc-ID:4024
Eingestellt am: 30. Apr 2010 11:11
Letzte Änderung: 30. Apr 2010 11:11
URL zu dieser Anzeige: https://edoc.ku.de/id/eprint/4024/
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