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Die Frühmobilisation von Intensivpatient*innen aus Sicht von mobilisierendem Fachpersonal auf Intensivstationen

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Mehler-Klamt, Amrei Christin ; Huber, Jana ; Warmbein, Angelika ; Rathgeber, Ivanka ; Fischer, Uli ; Eberl, Inge:
Die Frühmobilisation von Intensivpatient*innen aus Sicht von mobilisierendem Fachpersonal auf Intensivstationen.
2022
Veranstaltung: 67. GMDS- & 13. TMF-Jahrestagung 2022, 21.-25.08.2022.
(Veranstaltungsbeitrag: Videokonferenz, Poster)

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Volltext Link zum Volltext (externe URL):
https://doi.org/10.13140/RG.2.2.31718.29762

Kurzfassung/Abstract

1. Einleitung
Ein Mangel an Personalressourcen in der Pflege [1] sowie fehlende Hilfsmittel und eine geringe Motivation seitens Personal oder Patient*innen [2] können dazu führen, dass die Frühmobilisation von Intensivpatient*innen zu selten durchgeführt wird [3]. Dabei kann sich diese Intervention positiv auf das Patient*innenoutcome auswirken und Komplikationen, wie eine erworbene Muskelschwäche (engl. ICU-acquired weakness), entgegenwirken [4]. Vorrangiges Ziel der vorliegenden Studie war es, den IST-Zustand der Frühmobilisation von Intensivpatient*innen zu erheben. Die deutsche S2e Leitlinie zur Lagerungstherapie und Frühmobilisation zur Prophylaxe oder Therapie von pulmonalen Funktionsstörungen definiert Frühmobilisation als „Beginn der Mobilisation innerhalb von 72 h nach Aufnahme auf die Intensivstation“ [5]. Ausgehend von der Leitlinie wurde wurde in der Studie eruiert, wie Frühmobilisation bei Intensivpatient*innen gestaltet wird und welche Kenntnisse zum Thema Frühmobilisation bei dem mobilisierenden Fachpersonal (Pflegefachpersonen, Physiotherapeut*innen und Ärzt*innen) vorhanden sind. Darüber hinaus wurden Hürden und Förderfaktoren für die Frühmobilisationsdurchführung bei Intensivpatient*innen identifiziert. Deshalb beschäftigt sich diese qualitative Querschnittstudie mit folgenden Fragestellungen:

1. Welches Verständnis von Frühmobilisation liegt bei mobilisierendem Fachpersonal auf Intensivstationen vor?
2. Wie wird Frühmobilisation auf Intensivstationen gestaltet?
3. Welche Faktoren hemmen und welche Faktoren fördern die Durchführung der Frühmobilisation von Intensivpatient*innen?

2. Methodik
Innerhalb der qualitativen Querschnittstudie wurden Ärzt*innen (n= 4), Pflegefachpersonen (n= 5) und Physiotherapeut*innen (n= 4) verschiedener Intensivstationen eines Universitätsklinikums mittels halbstrukturierter Leitfadeninterviews [6] sowie Gruppendiskussionen (n= 3 mit insgesamt 27 Teilnehmer*innen) [7] befragt. Die Analyse der Interviews erfolgte mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring [8] kombiniert mit deduktiver und induktiver Kategorienbildung nach Kuckartz [9] und die Gruppendiskussionen wurden mittels dokumentarischer Methode nach Bohnsack [10] ausgewertet.

3. Ergebnisse
1. Es gibt kein einheitliches Verständnis von Frühmobilisation an dem Klinikum, an dem die Studie durchgeführt wurde. Einige Befragte machen den Beginn der Frühmobilisation abhängig von patient*innenbezogenen Parametern wie Hämodynamik, andere sprechen von Mobilisationsversuchen in Aufwachphasen von Patient*innen unabhängig von patient*innenbezogenen Parametern. Das uneinheitliche Verständnis war nicht berufsgruppenspezifisch sondern verteilte sich gleichermaßen auf alle Professionen.

2. Es gibt kein Stufenschema nach dem frühmobilisiert wird. Die Befragten wenden eigene Schemata an, die teilweise an Stufenschemata angelehnt sind. Physiotherapie und Pflege sind standardmäßig für die Frühmobilisation von Intensivpatient*innen zuständig; Ärzt*innen kommen hinzu, wenn der / die Patient*in Besonderheiten aufweist.

3. Die fördernden Faktoren sind angemessene Absprachen im interprofessionellen Team, motiviertes Personal bzw. Patient*innen, zeitliche Ressourcen, ausreichend und geschultes Personal, genug Hilfsmittel. Als hemmende Faktoren werden fehlendes Personal und Equipment, Zeitdruck, mangelnde Motivation von Personal oder Patient*innen und mangelnde Kooperation im interprofessionellen Team angeführt.

4. Diskussion
Frühmobilisation wird, wie auch in der Literatur [11] nachweisbar, von mobilisierendem Fachpersonal sehr unterschiedlich verstanden. Die Frühmobilisationsgestaltung scheint an dem Universitätsklinikum zwar an Stufenschemata angelehnt zu sein, ein einheitliches Mobilisationsschema nach dem alle Patient*innen frühmobilisiert werden, gibt es jedoch nicht, obwohl dies von Expert*innen [2] empfohlen wird. Aus Sicht des mobilisierenden Fachpersonals, gibt es einige Faktoren, die die Durchführung der Frühmobilisation beeinflussen. So wirken sich Zeitmangel, fehlende Personalressourcen, aber auch fehlendes Wissen über die Notwendigkeit und den Nutzen von Frühmobilisation negativ auf die Durchführung von Frühmobilisation aus. Darüber hinaus beeinflussen auch unzureichende Kenntnisse über den Nutzen von Frühmobilisation und mangelnde Motivation die Durchführung von Frühmobilisation. Diese Aussagen decken sich mit Erkenntnissen der Forschung [3] [12].

5. Schlussfolgerung
Robotische Systeme, die die Frühmobilisation der Patient*innen unterstützen, könnten passende Hilfsmittel für das mobilisierende Fachpersonal darstellen. Durch die Systeme können sowohl personelle als auch zeitliche Ressourcen eingespart werden. Ferner könnten direkt bei der Implementierung dieser Systeme Mobilisations-Stufenschemata für den Einsatz adaptiert werden und Fachbereichs- oder Intensivstationseinheitlich angewendet werden. Verbunden mit klar definierten Abbruchkriterien, würde sich die Versorgungsqualität deutlich verbessern. Die Implementierung von Frühmobilisationsrobotik in Verbindung mit Mobilisationsschemata und Abbruchkriterien ist auf eine gute interprofessionelle Zusammenarbeit angewiesen.

6. Quellen
1] Bundesministerium für Gesundheit (BMG) (Hrsg.). Beschäftigte in der Pflege; 2018 [cited 2021 Dec 13]. Available from: URL: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/pflege/pflegekraefte/beschaeftigte.html#:~:text=Besch%C3%A4ftigte%20in%20der%20Pflege%201%20Statistische%20Daten.%20…,der%20Kranken-%20und%20Altenpflege.%20…%20Weitere%20Artikel…%20.
[2] Dubb R, Nydahl P, Hermes C, Schwabbauer N, Toonstra A, Parker AM et al. Barriers and Strategies for Early Mobilization of Patients in Intensive Care Units. Ann Am Thorac Soc 2016; 13(5):724–30.
[3] Rai S, Anthony L, Needham DM, Georgousopoulou EN, Sudheer B, Brown R et al. Barriers to rehabilitation after critical illness: a survey of multidisciplinary healthcare professionals caring for ICU survivors in an acute care hospital. Australian Critical Care 2019.
[4] Ding N, Zhang Z, Zhang C, Yao L, Yang L, Jiang B et al. What is the optimum time for initiation of early mobilization in mechanically ventilated patients? A network meta-analysis. PLoS ONE 2019; 14(10):e0223151.
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[6] Kruse J, Schmieder C, Weber KM, Dresing T, Pehl T. Qualitative Interviewforschung: Ein integrativer Ansatz. 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Weinheim, Basel: Beltz Juventa; 2015. (Grundlagentexte Methoden). Available from: URL: http://www.content-select.com/index.php?id=bib_view&ean=9783779941620.
[7] Liebig B, Nentwig-Gesemann I. Gruppendiskussion. In: Kühl S, editor. Handbuch Methoden der Organisationsforschung: Quantitative und qualitative Methoden. 1. Aufl. Wiesbaden: Verl. für Sozialwiss. / GWV Fachverl.; 2009. p. 102–23.
[8] Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse : Grundlagen und Techniken. 12., überarbeitete Auflage. Weinheim: Beltz; Basel; 2015.
[9] Kuckartz U. Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung. 3., überarbeitete Auflage. Weinheim, Basel: Beltz Juventa; 2016. (Grundlagentexte Methoden). Available from: URL: http://www.beltz.de/fileadmin/beltz/leseproben/978-3-7799-3344-1.pdf.
[10] Bohnsack R. Dokumentarische Methode. In: Buber, R., Holzmüller, H. H., editor. Qualitative Marktforschung: Konzepte - Methoden - Analysen. 2., überarbeitete Auflage. Wiesbaden: Gabler Verlag / GWV Fachverlage GmbH Wiesbaden; 2009. p. 318–30 (Lehrbuch).
[11] Clarissa C, Salisbury L, Rodgers S, Kean S. Early mobilisation in mechanically ventilated patients: a systematic integrative review of definitions and activities. J Intensive Care 2019; 7:3.
[12] Chaplin T, McLuskey J. What influences the nurses' decision to mobilise the critically ill patient? Nurs Crit Care 2020; 25(6):353–9.

Weitere Angaben

Publikationsform:Veranstaltungsbeitrag (unveröffentlicht): Videokonferenz, Poster
Sprache des Eintrags:Deutsch
Institutionen der Universität:Fakultät für Soziale Arbeit (FH) > Professur für Pflegewissenschaft
DOI / URN / ID:10.13140/RG.2.2.31718.29762
Titel an der KU entstanden:Ja
KU.edoc-ID:30616
Eingestellt am: 20. Sep 2022 14:15
Letzte Änderung: 20. Sep 2022 14:15
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