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Metapher und Verstehen : Untersuchungen zu Paul Ricœurs Metaphertheorie

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Ungheanu, Mihail:
Metapher und Verstehen : Untersuchungen zu Paul Ricœurs Metaphertheorie.
2007. - 178 S.
(Dissertation, 2007, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)

Volltext

Kurzfassung/Abstract

Die Metapher als Thema der philosophischen Untersuchung wurde lange Zeit ignoriert und dem nicht „ernsthaften” Bereiche der Poetik, Rhetorik und Literatur überlassen. Die Fragen, die die Struktur und Funktion der Metapher betreffen, sind nicht gründlich untersucht worden. Eine Antwort auf diese Fragen hat Paul Ricœur in seinem Werk La métaphore vive gegeben.
Die vorliegende Arbeit ist in sechs Kapitel eingeteilt worden. Im ersten Kapitel wird der geschichtliche Umriss des Verhältnisses zwischen Metapher und Philosophie dargestellt. Dieses Verhältnis wird durch das philosophische Misstrauen gegenüber der Metapher gekennzeichnet. Die Metapher wird im Allgemeinen als Missbrauch der Sprache gedeutet.
Ein weiterer Schritt zum Verstehen des Verhältnisses zwischen Metapher und Philosophie wird im zweiten Kapitel dargelegt. Die Aristotelische Definition der Metapher samt ihrer Ricœurscher Deutung wird versucht in Bezug auf das Problem des Seins anhand von Le problème de l’être chez Aristote von Pierre Aubenque anzuwenden. Hierbei wird die Ansicht Ricœurs durch eine Lektüre von Aristoteles’ Poetik und Rhetorik rekonstruiert.
Im dritten Kapitel wird die Geschichte des Verhältnisses zwischen Metapher und Philosophie aus dem Blickwinkel eines neueren philosophischen Ansatzes, der die ersten Schritte zu einem geeigneten Verständnis der Metapher vorbereitet hat, gesehen. Es geht dabei um die Philosophie der symbolischen Formen, wie sie in Susanne Langers Philosophy in a New Key dargestellt wird und um die verstehende Rhetorik, die bei Ivor Armstrong Richards The Philosophy of Rhetoric enthalten ist. Die Philosophie der symbolischen Formen betont, dass das Denken und die Wahrnehmung einen symbolischen Charakter haben. Symbole sind Werkzeuge des Denkens. Die Metapher gehört zum präsentativen Symbolismus und somit zum Denken. Sie wird entregionalisiert und aus dem engen Bereich der Fiktion und Literatur herausgenommen.
Im vierten Kapitel wird Ricœurs Auffassung der Metapher dargelegt. Sie wird in Verbindung mit anderen Teilen der Ricœurschen Philosophie gebracht. Dargelegt wird ihr Verhältnis zur Ricœurschen Hermeneutik des Symbols und zur Hermeneutik des Textes, die alle Aspekte der Metapher enthüllen. Ein Ausgangspunkt für die ricœursche Metaphertheorie ist die Interaktionstheorie der Metapher, die von Max Black entwickelt wurde. Diese von Max Black geschaffene Interaktionstheorie der Metapher wird erweitert. Dabei wird von Ricœur auch eine Theorie der metaphorischen Referenz entwickelt, die einzigartig ist. Diese Theorie erweitert auch die von Black festgestellte und thematisierte Funktionsgleichheit zwischen Metapher und Modell. In Bezug auf die Metapher wird von Ricœur der Begriff der metaphorischen Referenz entwickelt, eine Referenz zweites Grades, die neue Dimensionen der Wirklichkeit eröffnet und zugänglich macht. Diese Macht der metaphorischen Referenz kommt auch der Dichtung und den literarischen Werken zu, die eine Art Versuchwerkstätte für das Selbstverstehen des Menschen darstellen.
Um die philosophische Bedeutung der Metapher zu untermauern und Ricœurs Behauptungen mehr Klarheit zu verschaffen, werden im fünften Kapitel der Arbeit zwei philosophische und erkenntnistheoretische Metaphern dargestellt, die dafür als Beispiel fungieren, wie die Metapher in der Erkenntnis und in der Philosophie aussieht und wirkt. Dies ist zum einen die Metapher des Spiegels der Natur, die von Richard Rorty in Philosophy and the Mirror of Nature dargelegt und analysiert wurde. Zum anderen ist es die Metapher des schwarzen Loches, die von Petra Drewer in Die kognitive Metapher als Werkzeug des Denkens analysiert wurde. Derartige Analysen finden sich in Ricœurs La métaphore vive nicht. Anhand dieser beiden Beispiele wird gezeigt, wie die Metapher den Gedankengang und das Nachdenken in einem bestimmten Bereich strukturiert. Sie ordnet nicht nur das Denken, sondern auch die Art und Weise, wie der entsprechende Gegenstand betrachtet und verstanden werden soll. Damit soll der Anspruch auf den kognitiven Wert der Metapher veranschaulicht werden.
Außer der Darstellung dieser Metaphern wird auch die Debatte bezüglich des Verhältnisses zwischen Metapher und Philosophie dargestellt, die Ricœur und Derrida durchgeführt haben, um Ricœurs Theorie durch Kontrast deutlicher erscheinen zu lassen. Ein letztes Kapitel fasst die Ergebnisse konkret zusammen.
Da die Metapher eine kognitive Rolle spielt und lange von der Philosophie herabgewürdigt wurde, wird hier nun im Ganzen der Ansatz zu einem tieferen philosophischen Verständnis der Metapher dargeboten.

Weitere Angaben

Publikationsform:Hochschulschrift (Dissertation)
Schlagwörter:Ricoeur, Paul, Metapher, Hermeneutik
lebendige Metapher, Metaphertheorie, Philosophie, Wahrheit, Wirklichkeit
metaphor, living metaphor, interaction theory of metaphor, metaphorical truth
Institutionen der Universität:Philosophisch-Pädagogische Fakultät > Philosophie > Sonstige
Philosophisch-Pädagogische Fakultät > Dissertationen / Habilitationen
Titel an der KU entstanden:Ja
KU.edoc-ID:2430
Eingestellt am: 28. Aug 2009 08:07
Letzte Änderung: 01. Jan 2010 21:31
URL zu dieser Anzeige: https://edoc.ku.de/id/eprint/2430/
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