Titelangaben
Böcking, Hagen:
Kleingewerbe als Wirtschaftsfaktor : zur Lage und Entwicklung kleingewerblicher Unternehmen in Berlin 1900 bis 1914, technischer Fortschritt und Anpassungszwänge – das Beispiel Elektromotor.
Eichstätt, 2011. - 566 S.
(Dissertation, 2011, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)
Volltext
Link zum Volltext (externe URL): http://www.opus-bayern.de/ku-eichstaett/volltexte/... |
Kurzfassung/Abstract
Neben der Industrie prägt das Kleingewerbe maßgeblich die Infrastruktur städtischer Ballungsgebiete und die Lebenswirklichkeit ihrer Bewohner. Vor dem Hintergrund von aus technischem Fortschritt resultierenden Anpassungszwängen und dem wirtschaftlichen Strukturwandel wird seine Rolle und Entwicklung als Wirtschaftsfaktor in Berlin zwischen 1900 und 1914 in einem komplexen Betrachtungszusammenhang mit der Elektromotorennutzung untersucht.
Ist es eine eher passive, Impulse anderer Sektoren aufnehmende Rolle oder eine punktuell aktive, für andere Sektoren belebende Impulse ausstrahlende Rolle? Wie stellt sich unter der Berücksichtigung von zeitgenössischen Niedergangsaussagen und der Forderungen nach einer "Rettung" des Kleingewerbes die besondere Situation von Kleinunternehmen im Prozess technischer Veränderungen dar?
War der Elektromotor der Retter des Kleingewerbes?
Dabei wird auch hinterfragt, wie sich die Investitionen des Kleingewerbes sowohl in Elektromotoren als auch in Maßnahmen zu ihrem effektiven Einsatz gestalteten. Die Untersuchung der Bedeutung maßgeblicher Finanzierungsquellen kleingewerblicher Investitionen schafft dabei den Bezug zur Investitionsquote und dem kleingewerblichen Anteil am Wachstumsprozeß der Gesamtwirtschaft.
Zur Beurteilung der sozio-ökonomische Situation des Kleingewerbes und der Veränderung seiner inneren Zusammensetzung wird der Anteil der Kleinbetriebe an den Gewerbeabteilungen und Gewerbegruppen ebenso wie die sektorale Zusammensetzung der Erwerbstätigkeit herangezogen.
Aus technischem Fortschritt resultierende Anpassungszwänge werden beispielhaft herausgearbeitet und die Wechselwirkungen zwischen technischem Fortschritt (hier besonders am Beispiel des Elektromotors) und der Entwicklung kleiner Unternehmen in Handwerk, Gewerbe und Dienstleistungen Berlins auf gesicherter Quellenlage bewertet. Dabei findet die Auswertung von Archivbeständen des größten Berliner Stromversorgers ebenso Berücksichtigung wie steuerstatistische Erhebungen und die Kreditpolitik von Sparkassen und Genossenschaftsbanken im kurzfristigen Bereich des Personalkredits. Danach erhöht sich das Volumen kleingewerblicher Nettofinanzierungen auch über für die kleingewerbliche Kreditvergabe eher untypische Kreditgeber. Ihre Inanspruchnahme bestätigt den erhöhten Kapitaleinsatz, die Investitionsintensität und auch die Modernisierung des Sachkapitals durch Investitionen in Elektromotoren. Sie widerlegt die Annahme, das Kleingewerbe hätte keinen nennenswerten Produktivitätszuwachs durch erhöhten Kapitaleinsatz zu verzeichnen und würde hinter den durchschnittlichen Kapitalwachstumsraten der Gesamtwirtschaft zurückbleiben.
Hinsichtlich eines Produktivitätswachstums in Folge dieser Investitionen bleiben jedoch Zweifel, tritt sie doch im Untersuchungszeitraum eher verspätet mit einer Tendenz zur Verkürzung dieser Verspätung ein.
Mit dem kleingewerblichen Elektromotoreneinsatz verbundene technikdeterministische Erwartungen von der „Rettung des Kleingewerbes“ lassen sich ebenso wenig wie eine punktuell aktive, für andere Sektoren belebende Impulse ausstrahlende Rolle des Kleingewerbes im Bezug auf die Entwicklung der Berliner städtischen Elektrizitätswerke bestätigen. Die reale Bedeutung der kleingewerblichen Nutzung des Elektromotors im Untersuchungszeitraum reduziert sich primär auf die Rolle der Arbeitserleichterung. Elektromotoreneinsatz veränderte im Untersuchungszeitraum zwar die Qualität des Arbeitskrafteinsatzes im Kleingewerbe doch nicht die seiner Produktion. Jedoch könnte die Rolle des Kleingewerbes gegenüber dem Investitionsgütersektor, dem Maschinenbau und der Elektrotechnik möglicherweise in Einzelfällen über die des Impulsempfängers hinausgehen. Besonders in der Übergangsphase zwischen Primär- und Sekundärtechnik ist hier eine stabilisierende oder auch absatztragende Funktion des Kleingewerbes zu vermuten.
Apart from industry small-scale business significantly left their mark on the infrastructure of metropolitan areas and the lifestyle of their inhabitants. Considering to adaption requirements resulting from technical improvement and structural change its role and development as an economic factor in Berlin 1900-1914 is studied in a complex context analysis on the basis of the use of electric motors.
Is it a more passive role taking up impulses from other sectors or a selectively active one refreshingly spreading out to other sectors? How do you have to imagine the special situation of small-scale companies within the process of technical improvements considering predictions of decline and the demands for a "rescue" of small-scale businesses?
Was the electric motor the savior of the small-scale business?
It is also questioned how the investments of the small-scale business arranged both in electric motors and in measures for their effective use. The investigation of the importance of relevant financing sources of small business investments is connected to the investment ratio and small business share within the growth process of the overall economy.
For assessing the socio-economic situation of small-scale businesses and the change in its internal composition the proportion of small-scale companies in commercial departments and commercial groups as well as the sectoral composition of the gainful employment are used.
Adaption requirements resulting from technical progress are brought out. The interactions of technical progress (especially on the example of the electric motor) and small business development in crafts, commerce and services of Berlin are judged on a reliable source. The analysis of the inventory of archives of Berlin's biggest electricity supplier is considered as well as tax statistics and the credit policy of savings banks and cooperative banks in the short term of the personal loan are. The volume of small-scale company net financing also increases by small business granting of credits which is a more untypical creditor. Its use confirms the increased use of capital expenditure, the investment intensity and the modernization of real capital by investments in electric motors. This disproves the assumption that small-scale business would not have significant productivity growth due to increased use of capital and would fall behind the average capital growth rates of overall economy.
Concerning productivity growth as a result of these investments doubts still remain appearing delayed with a tendency to shorten the delay during the investigation period. Technology-determined expectation of the "rescue of the small-scale business" connected with the use of small-scale business electric motors can just as little be approved as a selectively active role of small business releasing pulses for other sectors in relation to the development of Berlin's municipal electric power company can. The real importance of small-scale use of the electric motor during the investigation period especially restricts on making work easier. Indeed, the use of electric motors modified the quality of employment of human labor in small-scale business but it didn’t change its manpower utilization during the investigation period.
However, the role of small-scale business opposite to the capital goods sector, mechanical engineering and electrical engineering maybe exceeds that of the pulse receiver in individual cases. A stabilizing or sales-supporting function of small-scale business might especially be suspected in the transitional phase between primary and secondary technical systems.
Weitere Angaben
Publikationsform: | Hochschulschrift (Dissertation) |
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Schlagwörter: | Berlin; Kleingewerbe; Technischer Fortschritt; Elektromotor; Geschichte 1900 - 1914. - Kleingewerbeentwicklung; Small business development; Economics |
Institutionen der Universität: | Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät > Dissertationen / Habilitationen |
Titel an der KU entstanden: | Ja |
KU.edoc-ID: | 6765 |
Letzte Änderung: 24. Mär 2011 08:27
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