Titelangaben
Kittl, Stefanie:
Freund, Feigling, Verräter? : das Deutschlandbild im Spiegel amerikanischer Printmedien zwischen 1998 und 2006.
2009. - X, 335 S.
(Dissertation, 2009, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)
Volltext
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Kurzfassung/Abstract
In ihrer Dissertation beschäftigt sich Stefanie Kittl mit dem Image der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Bewohner auf den Meinungsseiten der US-Zeitungen New York Times, Washington Post und New York Post, wobei das Hauptaugenmerk auf die deutsch-amerikanischen Beziehungen in der jüngeren Vergangenheit gelegt wird. Nach den terroristischen Anschlägen am 11. September 2001 in den USA nahmen viele Deutsche Anteil am Schicksal der Opfer, Bundeskanzler Schröder sprach von uneingeschränkter Solidarität mit den Vereinigten Staaten. Nicht einmal zwei Jahre später, im Zuge der Zerwürfnisse um den Einmarsch im Irak, waren die deutsch-amerikanischen Beziehungen desaströs. Der für die Untersuchung gewählte Zeitraum von 1998 bis 2006 deckt also ein Auf und Ab in den außenpolitischen Beziehungen ab, das in Bezug auf die Verwendung von Images für Deutschland aufschlussreich ist.
Folgende zentrale Forschungsfragen bestimmten die Konzeption der Analyse: Wie wurden die Bundesrepublik und die Deutschen in den drei Zeitungen charakterisiert? Inwieweit führte die deutsch-amerikanische Krise im Vorfeld des Irakkrieges zu einer Veränderung von Imagekomponenten? Inwieweit weisen die Charakterisierungen eine lange Tradition auf? Welche Rolle spielt das Thema Nazi-Deutschland noch? Die an Mayrings qualitativer Inhaltsanalyse angelehnte Untersuchung von über 300 Artikeln ergab, dass sehr ambivalente Imagefacetten vermittelt worden sind: selbstbewusst, einflussreich und dominant versus schwächlich, unbedeutend und ängstlich, demokratisch, pazifistisch und tolerant versus nationalistisch, extremistisch und intolerant, die Deutschen als Verbündete oder Freunde der USA versus die antiamerikanischen Widersacher.
Am intensivsten ist die Berichterstattung über Deutschland und seine Bewohner im Krisenjahr 2003. Einen generellen Negativtrend der Facetten der gezeichneten Deutschland- und Deutschenbilder parallel zur Verschlechterung des bilateralen Verhältnisses kann man nicht pauschal feststellen. Eine Ambivalenz der Meinungen und Vorstellungen ist bereits vorher spürbar, im Laufe der Krise bricht jedoch die Facette vom antiamerikanischen Widersacher hervor.
Parallel zur Verschlechterung der deutsch-amerikanischen Beziehungen ist in der New York Times und Washington Post hinsichtlich der Imagefacette des dominanten, selbstbewussten Deutschlands feststellbar, dass sich die häufig zustimmend-positive Bewertung vor der Krise in der Krise zur Äußerung ablehnend-negativer Gefühle wandelt. Der perzipierte Pazifismus in Deutschland wird während der Phase der deutsch-amerikanischen Meinungsverschiedenheiten von den Autoren in den Elitezeitungen eher negativ ausgelegt: zum Beispiel als potenziell gefährlicher Anti-Militarismus oder als wahltaktische Strategie Schröders. In der New York Post sind Hinweise auf die deutschen „Drückeberger“ zu finden.
Im Untersuchungszeitraum rücken jedoch nicht nur negative Imagefacetten in den Vordergrund. Die Analyse der Berichterstattung zur Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer 2006 in Deutschland zeigte die Präsenz von Vorstellungen über die Deutschen als tolerant und weltoffen, als ausgelassen und feierfreudig. Die Wurzeln letztgenannter Imagefacette und anderer den Deutschen zugeschriebenen Eigenschaften wie Fleiß, Disziplin und Effizienz reichen bis ins 18. und 19. Jahrhundert zurück.
Überbleibsel des Images des nationalistischen, extremistischen Deutschlands sind mehrfach in den Meinungsartikeln der untersuchten Zeitungen gefunden worden. Deutschland scheint aufgrund seiner nationalsozialistischen Vergangenheit und des Holocaust eine Art Sonderfall zu bleiben, auch wenn wiederholt auf die positive Entwicklung des Landes hingewiesen wird. Das „Dritte Reich“ nimmt in den Meinungsartikeln aller drei Zeitungen breiten Raum ein: Im Falle der New York Times und der Washington Post wurden in fast der Hälfte der analysierten Artikel Referenzen zur deutschen Nazi-Vergangenheit gefunden, bei der New York Post trifft dies auf 69 Prozent der untersuchten Artikel zu. Die häufigen Reminiszenzen an die deutsche Nazi-Vergangenheit und die Präsenz des „Dritten Reichs“ zeigen, wie eng die gedanklichen Verknüpfungen zwischen dem „alten“ und dem gegenwärtigen Deutschland bei den amerikanischen Autoren immer noch sind.
Eine stereotype, einseitige Berichterstattung kann man den beiden Elitezeitungen nicht vorwerfen, da ein Rückgriff auf vereinfachende, generalisierende Vorurteile, Symbole oder Stereotype nur in wenigen Fällen stattfindet. Die New York Post stellt Deutschland und Frankreich als unmoralische „weasels“ dar, die keine Lehren aus ihrer Vergangenheit gezogen haben und in der Rolle des amerikanischen Gegners zu imponieren bzw. zu dominieren versuchen. Es werden zwar nicht unbedingt Feindbilder aufgebaut, einen Beitrag zum besseren Völkerverständnis leistet die New York Post jedoch definitiv nicht.
In her doctoral thesis, Stefanie Kittl investigates the image of the Federal Republic of Germany and its inhabitants in editorials and op-eds for the American newspapers: New York Times, Washington Post and New York Post. She focuses on the German-American relationship of the more recent past. After the terrorist attacks on 09/11/2001, a lot of Germans sympathized with the victims and the German chancellor Schroeder promised absolute solidarity with the United States. Not even two years later, the arguments in relation to an invasion in Iraq led to a disastrous German-American relationship. Therefore, the chosen period for this study will cover an up-and-down in foreign-policy affairs which is interesting as far as the use of images for Germany is concerned.
Several questions determined the concept of the analysis: In which way did the three newspapers characterize Germany and the Germans? To what extent did the German-American crisis, before the war in Iraq, cause a change of image components? To what extent do the characterizations have a long tradition? Does the topic Nazi-Germany still play an important role? The examination of more than 300 articles, which was designed according to Mayring’s qualitative content analysis, proved that very ambivalent image facets have been conveyed: self-assertive, influential and dominant versus weak, insignificant and anxious, democratic, pacifistic and tolerant versus nationalistic, extremist and intolerant, Germans as allies or friends of the U.S.A. versus the anti-American adversaries.
The coverage of Germany and its inhabitants is most intense in 2003, the year of crisis. A general negative trend of the drawn image components of Germany and Germans, which runs parallel to the deterioration of the bilateral relationship, can’t be observed in an all inclusive manner. Ambivalent opinions and ideas are already noticeable before the crisis. However, it is in the course of the crisis that the anti-American adversary bursts out.
Parallel to the deterioration of the German-American relations, it can be observed that the assessment of the image facet of dominant, self-assertive Germany changes in the New York Times and Washington Post. Before the crisis, the newspapers are frequently approving and positive, whereas the papers turn deprecating and negative during the crisis. During the period of German-American disagreements, the perceived pacifism in Germany is portrayed rather negatively by the authors of the elite newspapers, for example as a potentially dangerous anti-militarism influence or as Schroeder’s campaigning strategy. In the New York Post, one can find remarks about the German “shirkers”.
In the analysed period of time, it is not only negative image elements that become the focus of attention. The analysis of the soccer world cup coverage in the summer of 2006, that took place in Germany, showed the Germans being perceived as tolerant, exuberant and celebrating. The roots of the last-mentioned image facet and other traits ascribed to Germans such as industriousness, discipline and efficiency date all the way back to the 18th and 19th century.
Remnants of the image of nationalistic, extremist Germany could be found several times on the opinion pages of the examined newspapers. Due to its National Socialist Past, and to the Holocaust, Germany seems to remain a special case, although some authors repeatedly point out the positive development of the country. The “Third Reich” takes up much space in the opinion articles of all three newspapers. In the case of The New York Times and The Washington Post almost half the analyzed articles contain references to the German Nazi past, while in the New York Post this is the case in 69 percent of the examined articles. The frequent reminiscences about the German Nazi past and the presence of the “Third Reich” show how close American authors’ mental links between “old” and contemporary Germany still are today.
Both elite newspapers seldom resort to simplistic, generalizing prejudices, symbols or stereotypes. For this reason, you can’t accuse them of reporting stereotypical and unbalanced. The New York Post portrays Germany and France as immoral weasels who did not learn the lessons of the past and who try to impress or dominate. It may not necessarily establish enemy images, but it definitely does not contribute to a better understanding among nations.
Weitere Angaben
Publikationsform: | Hochschulschrift (Dissertation) |
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Zusätzliche Informationen: | Eichstätt-Ingolstadt, Univ., Diss., 2009 |
Institutionen der Universität: | Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät > Dissertationen / Habilitationen |
Titel an der KU entstanden: | Ja |
KU.edoc-ID: | 6093 |
Letzte Änderung: 30. Jul 2012 10:43
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