Im Urteilen ein Held - im Handeln ein Halunke? : Von der ethischen Belehrung zur "Ethos-Bildung" ; ein Plädoyer zur Integration erlebnispädagogischen Lernens in den Religions- und Ethikunterricht

Kurzfassung/Abstract

Der Aufsatz geht der Kluft zwischen Wissen und Handeln nach. In bewußter Aufnahme des aristotelischen Prinzips "Ziel des Studiums der Ethik ist nicht Wissen, sondern Handeln" werden neue Wege zur Realsierung ethischer Verantwortlichkeit jenseits bzw. über alle kognitive Belehrung hinaus aufgezeigt. Eine Analyse der (bayerischen) Lehrpläne (und höherer Richtlinien wie der Bayer. Verfassung und diverser KMK-Beschlüsse) zeigt auf, dass zwar auf der Ebene der Globalziele eine umfassende persönlickeitsbildende ethische Kompetenz angestrebt ist, in der Umsetzung der Fachlehrpläne jedoch wieder die alte "Kognitionsdominanz" vorherrscht: Etisches Wissen ohne moralische Kompetenz zeichnet die operative Ebene der Lehrpläne aus. Mit dem Konzept einer prosozialen Gewissensbildung (nach B. Grom) wird ein Antwortversuch angedeutet, der - basierend auf den empirischen Befunden der großen Jugendstudien - eine Richtung avisiert, wie ganzheitliche ethische Bildung konzipiert sein müsste, wenn ethisches Wissen über Erleben zur moralischen Kompetenz sich wandeln soll.
Exemplarische Beispiele zum RU illustrieren die Umsetzung der theoretischen Vorüberlegungen.