“What it meant in feline terms, I can’t say” : talking cats and their listening humans

Kurzfassung/Abstract

Der Artikel untersucht, wie Literatur Tieren durch narrative Techniken eine Stimme und Sichtbarkeit zu verleihen vermag. Dieses durchaus zweischneidige literarische Verfahren kann Empathie und Umweltbewusstsein fördern und den Anthropozentrismus infrage stellen, wirft aber auch Bedenken hinsichtlich des Anthropomorphismus und des möglichen Verlusts an Authentizität in unserer Wahrnehmung, Darstellung und Übersetzung von Tieren auf. Eine Analyse der sprechenden Katzenprotagonisten in der russischen Literatur zeigt verschiedene Strategien der Stimmenzuweisung in der Literatur. So basiert Kot Učenyjs (1824/25) Stimme bei Puškin auf dem Diskurs des Erzählers, während die besonderen sprachlichen Merkmale der Rede des Katers Vasilij (1965) bei den Strugackij-Brüdern sorgfältig beschrieben werden. Der Kater Savelij fungiert in Grigorij Služitel′s Roman Dni Savelija (2018) als allwissender Erzähler und bietet katzenspezifische Einblicke, wobei die Grenzen zwischen katzen- und menschenzentrierter Vorstellungskraft fließend sind. In Kuprins Ju-ju (1927) wird die Katzenstimme durch die onomatopoetische Nachahmung von Tierlauten und deren Übersetzung in menschliche Sprache vermittelt, was eine direktere Form der Stimmenzuweisung bedeutet. Diese Strategien verdeutlichen die Komplexität der Darstellung nonhumaner Stimmen in der Literatur innerhalb einer anthropozentrischen Welt.