Titelangaben
Steiner, Christian ; Rainer, Gerhard ; Schröder, Verena:
Mehr-als-menschliche Geographien : Entwicklungslinien, Grundzüge und Schlüsselkonzepte.
In: Steiner, Christian ; Rainer, Gerhard ; Schröder, Verena ; Zirkl, Frank (Hrsg.): Mehr-als-menschliche Geographien : Schlüsselkonzepte, Beziehungen und Methodiken. -
Stuttgart : Steiner, 2022. - S. 9-38
ISBN 978-3-515-13227-5 ; 3-515-13227-9
Volltext
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Kurzfassung/Abstract
Ziel des vorliegenden Beitrages ist es, die zentralen Debatten und Fragestellungen in den Mehr-als-menschlichen Geographien zusammenzufassen und aufzuschlüsseln, um dieses junge, thematisch vielfältige und vor allem in der angelsächsischen Literatur verankerte Forschungsfeld besser verstehbar zu machen. Hierfür identifizieren wir drei Hauptelemente der Diskussion, die eng miteinander verwoben sind: (1) Mehr-als-menschliche Geographien versuchen anthropozentrische Perspektiven zu überwinden. Dazu wenden sie sich von der rein vernunft- und sinnorientierten Dimension unseres Lebens ab und lenken den Blick auf die leiblichen, affektiven und emotionalen Erfahrungen der Welt und unsere soziomateriellen Praktiken. (2) geht es ihnen darum, den anthropozentrischen Dualismus von menschlichen und nichtmenschlichen Entitäten aufzubrechen und besser zu verstehen, wie wir in unserer menschlichen Existenz mit nichtmenschlichen Entitäten verwoben sind, wie wir gemeinsam unsere Geographien und Mitwelten ko-produzieren und was dabei für Menschen und Nichtmenschen in jeweils spezifischen Assemblages von Belang ist. (3) wird das Ideal einer forschenden Person, die aus einer externen Position auf die Welt blickt und Prozesse und Phänomene zu erklären versucht, aufgegeben. Dies hat Konsequenzen für die Methodologien und Methodiken in der Disziplin, die sich verstärkt mit der Frage beschäftigen, wie man sich in Forschungsdesign und praktischer Forschungsarbeit nichtrationalem und nichtmenschlichem – über Leiblichkeit, Affekte und Emotionen – adäquat methodisch nähern kann und ob und inwiefern sich unsere gewohnten Repräsentationsformen wissenschaftlicher Erkenntnisse verändern müssen.
Vor diesem Hintergrund argumentieren wir, (a) dass die mit dem Feld verbundenen konzeptionellen Veränderungen einen im Entstehen begriffenen grundlegenden paradigmatischen Wandel in und außerhalb der Geographie anzeigen, der einer zweiten kopernikanischen Wende gleichkommt, (b) dass sich damit die Selbstpositionierung des Menschen in der Welt neukonfiguriert und die Art und Weise wie Wissenschaft und Humangeographie aktuell gedacht werden, radikal verändert und (c) dass diese Wende auch von naturwissenschaftlicher Forschung inspiriert ist, zunehmend in die Naturwissenschaften hineinwirkt und insofern neue Möglichkeitsräume für eine interdisziplinäre und integrative Forschung eröffnet.
Im Sinne einer von der Philosophie des klassischen Pragmatismus inspirierten Humangeographie – in der einige der in den Mehr-als-menschlichen Geographien diskutierten Ansätze ihre (meta-)theoretischen Wurzeln haben – sehen wir eine neue Haltung wissenschaftlicher Forschung und Welterschließung entstehen, die sich von etablierten Dualismen verabschiedet und an deren Stelle nun Positionalität, Relationalität und Emergenz treten.
Weitere Angaben
Publikationsform: | Aufsatz in einem Buch |
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Schlagwörter: | Mehr-als-menschliche Geographien, Leiblichkeit, Affekt, Praktiken, Assemblages, Materialität, Relationalität, Pragmatismus |
Sprache des Eintrags: | Deutsch |
Institutionen der Universität: | Mathematisch-Geographische Fakultät > Geographie > Arbeitsgruppe Humangeographie |
DOI / URN / ID: | 10.25162/9783515132305-001 |
Open Access: Freie Zugänglichkeit des Volltexts?: | Ja |
Begutachteter Aufsatz: | Ja |
Titel an der KU entstanden: | Ja |
KU.edoc-ID: | 30368 |
Letzte Änderung: 25. Jul 2022 14:34
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