"Vom Outsider zum Insider". Fallbeispiel eines gelungenen Community-Music-Projektes in Palästina

Kurzfassung/Abstract

Eines der großen Verdienste von Christopher Small war es, noch einmal grundsätzlich die Frage zu stellen, was wir meinen, wenn wir über das Substantiv „Musik“ sprechen – um dieses dann durch das auf Aktivität hin orientierte Partizip „Musicking“ zu ersetzen.
Auf der Grundlage seiner theoretischen Überlegungen geht es in diesem Kapitel um die Arbeit der Musicians without Borders in Palästina. Dieses Community Music Projekt hat zum Ziel, in einer Gesellschaft, die von Krieg und Konflikt gezeichnet ist, durch Musik Versöhnung und Heilung zu fördern. Es kann aufgrund seines Ansatzes und seiner Arbeitsweise als ein Leuchtturmprojekt gelten, das zeigt, wie ein westliches Musikprojekt Kooperationen mit lokalen Organisationen sucht und seine Arbeit im Hinblick auf die tatsächlichen Bedürfnisse und Gegebenheiten vor Ort weiterentwickelt. Die pädagogische Praxis des Projektes macht musikalische Erfahrungen für alle Menschen voraussetzungslos verfügbar.
Es wird diskutiert, inwieweit dieses Projekt demnach als Gegenentwurf gesehen werden kann zu der etablierten Praxis von Musikprojekten, die das Erarbeiten und Aufführen von Werken der westlichen klassischen Tradition ins Zentrum ihrer Arbeit stellen. Wichtig ist dabei die Frage, wie sich das gesellschaftlich akzeptierte Konzept von erfolgreicher künstlerischer Arbeit verändern muss, um Community Music Projekten wie diesem einen ideell und finanziell anerkannten Platz zu geben.