Titelangaben
Schlemmer, Kathrin ; Graulich, Johannes ; Petri, Ester ; Schumacher, Jan ; Brommann, Tobias ; Lotter, Susanne:
Verbundenheit durch gemeinsames Singen : Chöre in der Corona-Pandemie.
2021
Veranstaltung: 37. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie, 2.-3.9.2021.
(Veranstaltungsbeitrag: Videokonferenz, Poster)
Volltext
|
Text (PDF)
Download (1MB) | Vorschau |
Kurzfassung/Abstract
Gemeinsames Singen, beispielsweise in Chören, ist eine wichtige Säule des Laienmusizierens in Deutschland (miz, 2021). Der positive Einfluss des gemeinsamen Singens auf das psychologische Wohlbefinden der Sänger*innen wurde in den letzten Jahren durch eine Reihe von Studien unterstrichen (Kreutz & Georgi, 2018). Während der Pandemie findet gemeinsames Singen seit mehr als einem Jahr nur noch in stark reduzierter Form statt, beispielsweise indem Chöre in Kleingruppen oder in digitalen Formaten proben. Da es über die Auswirkungen der Krise auf die Chöre und ihre Mitglieder bislang kaum wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, wurden im Rahmen einer Online-Befragung im März 2021 Chöre im deutschsprachigen Raum untersucht. Es wurden quantitative und qualitative Daten zur Chorarbeit während der Pandemie und zu möglichen Perspektiven nach der Pandemie gestellt. Das Ziel der Studie war, einen systematischen Überblick über die Proben- und Konzertsituation der Chöre und die Auswirkungen der reduzierten Chorarbeit auf die Mitglieder zu gewinnen.
Methode
Es wurde ein Fragebogen entwickelt, der 58 teils offene, teils geschlossene Fragen zu den allgemeinen Charakteristika der Chöre, zur Probenarbeit vor und während der Pandemie, zur Mitgliederentwicklung, zur musikalischen und mentalen Verfassung der Mitglieder sowie zur finanziellen Situation der Chöre enthielt.
An der Online-Befragung haben insgesamt 4605 Chöre aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teilgenommen, dabei antwortete jeweils ein*e Chorleiter*in, Chorvorstand oder Chorsänger*in für den ganzen Chor.
Den Schwerpunkt des Posters bildet die Auswertung der qualitativen Daten zu den Erfahrungen mit digitalen Probenformaten während der Pandemie sowie zu der Frage, woran die Chormitglieder während der erzwungenen Chorpause am meisten leiden.
Im Rahmen der qualitativen Inhaltsanalyse wurden die Antworten zunächst fallbezogen kodiert, bevor eine Zusammenfassung zu übergeordneten Themen erfolgte. Im letzten Schritt wurden mithilfe der Häufigkeit der Themen zentrale Aspekte für die beiden Fragen herausgearbeitet.
Ergebnisse
Insgesamt 45% der Chöre gaben an, während der Pandemie digitalen Probenformate genutzt zu haben, während mit rund 76% ein größerer Anteil der Chöre Präsenzproben in unterschiedlichen Formaten durchgeführt hat. Die Anmerkungen zu digitalen Proben, die von insgesamt 388 Chören stammen, lassen sich in drei Hauptthemen untergliedern: Am häufigsten angesprochen werden Gründe, warum Chormitglieder nicht an digitalen Proben teilnehmen. Sehr viel seltener werden Gründe genannt, warum digitale Proben gut funktioniert haben. Das zweite Thema betrifft die genauere Kennzeichnung teilnehmender Mitglieder, das dritte Thema betrifft die Arbeitsweisen und Probleme bei digitalen Proben. Die Frage, worunter der Chor während der Pandemie am meisten leidet, wurde von 3755 Chören beantwortet, die Antworten lassen sich in drei Hauptthemen untergliedern. Am häufigsten angesprochen wurden musikalische Faktoren, z.B. das fehlende Klangerlebnis. Von etwa der Hälfte der Chöre wurden soziale Faktoren genannt, z.B. der Mangel an Gemeinschaft. Das am seltensten genannte Thema betraf organisatorische Probleme. Insgesamt zeigen die Ergebnisse eine erhebliche Belastung der Chöre während der Pandemie und in vielen Fällen große Zukunftssorgen auf.
Literatur
Deutsches Musikinformationszentrum (miz, 2021). Amateurmusizieren in Deutschland. Ergebnisse einer Repräsentativbefragung in der Bevölkerung ab 6 Jahre. Verfügbar unter www.miz.org (abgerufen am 20.04.2021).
Gunter Kreutz & Richard von Georgi (2018). Musikhören, Singen, Tanzen und Musizieren: Beiträge zum Wohlbefinden. In: Andreas C. Lehmann & Reinhard Kopiez (Hrsg.), Handbuch Musikpsychologie. Bern: Hogrefe, S. 641-661.
Forschungsprojekte
Weitere Angaben
Publikationsform: | Veranstaltungsbeitrag (unveröffentlicht): Videokonferenz, Poster |
---|---|
Schlagwörter: | Corona-Pandemie, Singen, Wohlbefinden |
Sprache des Eintrags: | Deutsch |
Institutionen der Universität: | Philosophisch-Pädagogische Fakultät > Musik > Professur für Musikwissenschaft |
Open Access: Freie Zugänglichkeit des Volltexts?: | Nein |
Titel an der KU entstanden: | Ja |
KU.edoc-ID: | 28933 |
Letzte Änderung: 15. Mär 2022 13:26
URL zu dieser Anzeige: https://edoc.ku.de/id/eprint/28933/