Titelangaben
Erb, Wolfgang:
De res quasdam sentiendo ex quo notio dei in philosophia oritur.
Eichstätt, 2007. - 160 S.
(Dissertation, 2007, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)
Volltext
Link zum Volltext (externe URL): https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bvb:824-opus-... |
Kurzfassung/Abstract
Was ist, wenn sich eine Begegnung mit Gott nicht ereignet, wenn sie ausbleibt, nicht nur heute oder morgen, sondern für eine lange Zeit? Wie standhaft ist dann noch die Einsicht, daß der Mensch letztlich durch keinerlei Aktivität Gott herbeizaubern oder hervorlocken kann, sondern daß die Begegnung mit Gott eine Tat Gottes sei? Wie tragfähig ist ein Erwarten Gottes dann noch, wenn diese Hoffnung keinen Gott erfährt? Schleicht sich dann nicht völlig unschuldig das Bangen ein, ob der Mensch und die Welt nicht gottverlassen sind, von Gott verlassen und in dieser Hinsicht einsam? Erhebt sich dann als nächstes nicht ganz natürlich der Gedanke, daß Gott vielleicht deshalb ausbleibt, weil er nicht ist? Und steht dann nicht folgerichtig die hartnäckige Frage im Raum: Auf Grund welcher Erfahrungen kommen Menschen eigentlich zu einer Vorstellung, genauer zu einem Begriff von Gott?
Ausgehend von dieser Frage wird in einem ersten Teil versucht, den Mahnungen der antiken sowie der modernen Aufklärung gerecht zu werden, nämlich die Sache selbst zu bedenken. Dies geschieht vor allem dadurch, daß der hier vertretene Ansatz eines philosophischen Gott-Denkens in der Auseinandersetzung mit der Religionswissenschaft einerseits und der christlichen Theologie andererseits skizziert wird.
Innerhalb einer äußerst kurzen Beschäftigung mit der Religionswissenschaft soll darauf aufmerksam gemacht werden, daß Erfahren - verstanden als das »blosze gewahren und vernehmen der dinge, ohne dasz ein fahren und forschen vorausgieng« (Grimm: Deutsches Wörterbuch 3, 790) - hier alltägliche Erfahrungen als Grundlage der philosophischen Reflexionen ansieht, und nicht außergewöhnliche religiöse Erfahrungen, die diesen alltäglichen gegenüber qualitativ ganz andersartig wären.
In einer etwas längeren Auseinandersetzung mit der christlichen Theologie wird das offensichtlich theologische Verständnis von Philosophie - einerseits als Magd, andererseits als konstitutionell bedeutsam - von einem philosophischen Verständnis der eigenen Arbeit und der damit eigenen, genuinen Zugangsweise, nach Gott zu fragen, abgegrenzt. Und dieser genuin philosophische Ansatz sieht sich nicht im Spannungsfeld von Glauben und Wissen angesiedelt, sondern ist durch eine grundsätzlich fragende Haltung charakterisiert, die radikal verwandelt wird, wenn sie von einem Glauben oder Wissen überboten wird.
Als zwei wichtige, wenn auch vielleicht nicht einzige Erfahrungen, auf Grund deren der Begriff von Gott in der Philosophie entsteht, wird eine bestimmte Erfahrung von Welt (Teil 2) und eine bestimmte Erfahrung des Selbst (Teil 3) angesehen.
Die Welt wird einerseits in ihrer Schönheit und Ordnung und andererseits in ihrer Abgründigkeit erfahren. Hinsichtlich der Schönheit und Ordnung wird allerdings in Frage gestellt, daß diese Erfahrung von sich aus einen Gottesbegriff entstehen läßt. Vielmehr scheint nicht die Erfahrung selbst, sondern ein bestimmter denkerischer Umgang mit ihr, nämlich erst die Frage nach der Ursache sowie nach der Zweckhaftigkeit einer schönen und geordneten Welt zu einem philosophischen Gottesbegriff zu führen. Ebensowenig scheint die Erfahrung der abgründigen Welt - es wird eine Auseinandersetzung mit dem zenbuddhistischen »absoluten Nichts« versucht - zu einem philosophischen Gottesbegriff zu führen, so daß letztlich ein gewisses Unbehagen bleibt, daß auf Grund der Erfahrung von Welt ein Begriff von Gott in der Philosophie entsteht.
Die zweite Erfahrung, die des Selbst, wird im dritten Teil der Arbeit hinterfragt: »Es steht bei allen Menschen aller Völker dies prinzipiell fest: allen ist es angeboren und gewissermaßen in die Seele eingehämmert, daß Götter existieren« (Cicero: Vom Wesen der Götter 2,12). Diese sozusagen natürliche Gottesvorstellung, die sowohl innerhalb als auch außerhalb des christlichen Denkens zu finden ist, wird mit einer innigen Beziehung von Gott und Mensch begründet. Und diese Verbindung zwischen Gott und Mensch wird in ausgezeichneter Weise als im Gewissen erfahrbar angesehen. Doch das Selbst als Ort einer derartigen Erfahrung bleibt fragwürdig. Denn es besteht nicht nur das Problem, ob die Stimme des moralischen Gesetzes »von dem Menschen, aus der Machtvollkommenheit seiner eigenen Vernunft selbst, oder ob sie von einem anderen, dessen Wesen ihm unbekannt ist, und welches zum Menschen durch diese seine eigene Vernunft spricht, herkomme« (Kant: Von einem neuerdings erhobenen vornehmen Ton in der Philosophie A 423), sondern es gibt auch ganz andere außereuropäische anthropologische Ansätze, wie beispielsweise die des japanischen Philosophen Hisamatsu aus der sogenannten Kyôto-Schule.
Weitere Angaben
Publikationsform: | Hochschulschrift (Dissertation) |
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Schlagwörter: | Religionsphilosophie, Ostasien / Philosophie, Zen-Buddhismus, Gottesbewusstsein
Philosophy of Religion , god-thinking , Asiatic Philosophy , Zen Buddhism |
Sprache des Eintrags: | Deutsch |
Institutionen der Universität: | Philosophisch-Pädagogische Fakultät > Philosophie > Lehrstuhl für Philosophie
Philosophisch-Pädagogische Fakultät > Dissertationen / Habilitationen |
DOI / URN / ID: | urn:nbn:de:bvb:824-opus-469 |
Open Access: Freie Zugänglichkeit des Volltexts?: | Ja |
Titel an der KU entstanden: | Ja |
KU.edoc-ID: | 2436 |
Letzte Änderung: 16. Jan 2022 22:47
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