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Verteilungsgerechtigkeiten und Eigeninteressen als Handlungsmotive im Gesundheitswesen : eine psychologische Untersuchung

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Kärcher, Juliane:
Verteilungsgerechtigkeiten und Eigeninteressen als Handlungsmotive im Gesundheitswesen : eine psychologische Untersuchung.
s.l., 2007. - V, 167 S.
(Dissertation, 2007, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)

Volltext

Kurzfassung/Abstract

In einer Fragebogenstudie (N=484) wurden privat und gesetzlich versicherte Bürgerinnen und Bürger online und klassisch schriftlich über Urteile und Bereitschaften zum Engagement im Handlungsfeld Gesundheitswesen befragt. Wie bedeutsam sind Gerechtigkeitsüberzeugungen im Vergleich zu Eigeninteressen zur Erklärung von Einstellungen gegenüber dem Gesundheitssystem? Gibt es Bereitschaften, sich für ein gerechtes Gesundheitssystem zu engagieren? Wie sind Motivstrukturen von Emotionen, Verantwortungszuschreibungen und Handlungsbereitschaften zu modellieren? Die Arbeit geht in Ergänzung zum dominierenden ökonomischen Eigennutzmodell von einem motivpluralistischen Modell aus, das neben Eigeninteresse Gerechtigkeit und Verantwortung als Triebfedern von Bereitschaftsbildung und Handeln erklärt. Die Befunde bestätigen die zentralen Hypothesen. Bereitschaften, sich für ein gerechtes Gesundheitssystem einzusetzen sind vergleichsweise stark ausgeprägt, wobei die Engagementbereitschaft anderer signifikant unterschätzt wird. Ein erster empirischer Hinweis, dass Ubiquität von Eigennutz als Motiv empirisch nicht haltbar ist. Weiter urteilen die befragten Bürger differenziert bezüglich unterschiedlicher Gerechtigkeitsaspekte. Es werden zur Beurteilung verschiedene Verteilungsgerechtigkeitsprinzipien angewandt und Gerechtigkeit ist demnach im Plural zu fassen. Hypothesenkonform zeigt sich, dass die Gerechtigkeitsurteile nicht als Rhetoriken eingesetzt werden, um einen etwaigen eigenen Nutzen zu maskieren, sondern vielmehr als eigenständige Motive zu verstehen sind. Hinsichtlich des Erlebens verschiedener gesundheitspolitisch relevanter Emotionen bestätigt sich ein kognitives Emotionsmodell, bei dem Gerechtigkeitsurteile wesentliche Varianzanteile erklären. Ebenso werden über ein Drittel der Varianzanteile der Verantwortungszuschreibung durch die modellierten Variablen vorhergesagt, wobei die zentralen Variablen Verursachungs- und Kontrollattributionen darstellen. Auch zur Erklärung der verschiedenen Engagementbereitschaften sind Gerechtigkeits- und Verantwortungsurteile im Gegensatz zu geringer bzw. fehlender Signifikanz von Eigennutz-Variablen geeignet. Insgesamt: Gerechtigkeitsurteile und Verantwortungszuschreibungen bezogen auf das Gesundheitssystem werden differenziert gefällt und sind für die Einstellungsbildung zentral. Eignnutz - auch in seiner durch Gerechtigkeitsrhetoriken maskierten Form - spielt hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Aus den Ergebnissen werden Ableitungen für zukünftige Forschungsarbeiten entwickelt. Darüber hinaus werden drei Empfehlungen formuliert, was aus der Deutung der Daten für die Praxis der Politikberatung folgt: das Ernstnehmen von Gerechtigkeitsüberzeugungen bezogen auf das Gesundheitssystem, die Aufklärung von Bürgern und Entscheidungsträgern sowie die Etablierung fairer Entscheidungsprozesse.

Weitere Angaben

Publikationsform:Hochschulschrift (Dissertation)
Schlagwörter:Gerechtigkeit <Motiv> , Verteilungsgerechtigkeit , Eigennutz , Gesundheitswesen
distributive justice, self-interest, German health care system
Institutionen der Universität:Philosophisch-Pädagogische Fakultät > Psychologie > Professur für Sozial- und Organisationspsychologie
Philosophisch-Pädagogische Fakultät > Dissertationen / Habilitationen
Titel an der KU entstanden:Ja
KU.edoc-ID:2433
Eingestellt am: 28. Aug 2009 07:47
Letzte Änderung: 01. Jan 2010 21:31
URL zu dieser Anzeige: https://edoc.ku.de/id/eprint/2433/
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