Probleme der psychologischen Begutachtung von Kindern als Opfer

Kurzfassung/Abstract

Wie gezeigt werden konnte, besteht trotz des hier relevanten BGH-Urteils aus wissenschaftlich-psychologischer Sicht keine Veranlassung, bezüglich der aussagepsychologischen Vorgehensweise im Zusammenhang mit einer Glaubhaftigkeitsdiagnostik eine besonders gut gesicherte Validität innerhalb des gesamten verfügbaren Methodenspektrums anzunehmen, oder in dieser Hinsicht gar ein Monopol zementieren zu wollen. Dies ist deshalb festzustellen, weil in der gegenwärtig praktizierten Aussagepsychologie
- elementare testtheoretisch-entscheidungstheoretische Voraussetzungen nicht vorhanden sind,
- in Verkennung der gegebenen psychologischen - und nicht etwa juristischen - Problematik von vornherein eine Parteilichkeit nahe liegt,
- das Fehlen eines unabhängigen Außenkriteriums angemessene Validierungsstudien (im Sinne einer "ökologischen Validität") verunmöglicht,
- wobei ohnehin die besonderen Bedingungen der Einzelfälle ein stichproben- bzw. subgruppenorientiertes Vorgehen fragwürdig erscheinen lassen,
- und auf Grund dessen spezifischen Gegebenheiten, wie etwa Suggestion und Traumatisierung, besonderes Gewicht zukommt, so dass
- ein multimethodales ganzheitliches Vorgehen an Stelle einer annähernd monomethodalen Prozedur - nämlich der aussagepsychologischen Diagnostik - zu fordern wäre,
- was schließlich einseitig methodenkritischen Stellungnahmen (vielleicht gar mit finanziellen Interessen im Hintergund) duch Aussagenpsychologinnen/-psychologen den Boden entziehen könnte.